Chaos Realitäts Dienst

DER CHAOS NACHRICHTENDIENST


Pressemitteilung
Chaos Computer Club e.V.
24.10.1998

TRON ist tot.

Ein Mitglied des Chaos Computer Clubs, bekannt unter dem Namen TRON, ist gewaltsam zu Tode gekommen. Er wurde in einer Parkanlage im Berliner Bezirk Neukölln tot aufgefunden. Die Polizei spricht von einem mutmaßlichen Selbstmord. Wir können uns das nicht vorstellen.

TRON war einer der fähigsten Hacker Europas. Er wies die Fälschbarkeit von Telefonkarten nach. Die erste in der Presse bekannt gewordene sogenannte "Wunderkarte" wurde von ihm entwickelt und gebaut. In seinem Forschungsdrang überschritt er damals auch die Grenzen der Legalität und wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

TRON nahm nach dieser für ihn einschneidenden Erfahrung Kontakt mit dem CCC auf. Er verwendete seine schöpferische Energie in der Folgezeit auf Projekte, die ihn nicht mehr mit dem Gesetz in Konflikt brachten.

In seiner kürzlich fertiggestellten Diplomarbeit beschäftigte er sich mit der Anwendung von modernen Verschlüsselungssystemen auf Kommunikationsverbindungen. Das dabei entwickelte Gerät, ein preiswerter Verschlüsseler für das sichere Telefonieren über ISDN-Leitungen, setzte durch seine Einfachheit und Kompaktheit neue Maßstäbe.

TRON war ebenfalls am Nachweis der Klonbarkeit von GSM-Karten in Deutschland beteiligt. Seine fundierten Kenntnisse und seine große Kreativität waren von ausschlaggebender Bedeutung für das Gelingen dieses Nachweises.

Die Polizei ermittelt derzeit in alle möglichen Richtungen. Wir gehen angesichts der Umstände seines Verschwindens und seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten von einem Verbrechen aus, auch wenn wir derzeit keine Erkenntnisse über mögliche Täter besitzen. TRON war immer ein sehr offener und direkter Mensch, der Probleme nicht für sich behielt. Wir sehen daher keinen Grund für einen Selbstmord und hoffen auf weitere Ermittlungsergebnisse der Polizei.

Wir sind traurig und erschüttert über den Tod unseres Freundes. Wir werden uns deshalb an Spekulationen nicht beteiligen, und bitten Journalisten, über die Pressestelle der Polizei in Berlin gegebenenfalls weitere Informationen über den Stand der Ermittlungen einzuholen. Um die Ermittlungen nicht zu beeinträchtigen, wird der Chaos Computer Club keine weiteren Auskünfte geben.


Zurück zum Chaos Realitäts Dienst